Zitrone und Quitte bei Heuschnupfen

Ein Arzneimittel aus der anthroposophisch erweiterten Medizin

Auf einen Blick

• Etwa 1,6 Millionen Menschen in der Schweiz haben Heuschnupfen (Pollenallergie). Unbehandelt kann dies nicht nur den Alltag und die Arbeit beeinträchtigen, sondern auch zu Asthma führen. 
• In der Behandlung hat sich ein anthroposophisches Arzneimittel aus der Komplementären und Integrativen Medizin bewährt.
• Klinische Studien und Beobachtungsstudien zeigen, dass das anthroposophische Arzneimittel die typischen Heuschnupfenbeschwerden reduziert. Sowohl als Nasenspray als auch in Form von Injektionen unter die Haut wurde eine positive Wirkung mit gleichzeitig guter Verträglichkeit nachgewiesen.

Hintergrund

Heuschnupfen, auch Pollenallergie oder Pollinosis genannt, ist eine weit verbreitete Erkrankung. In der Schweiz reagieren jährlich etwa 1,6 Millionen Menschen allergisch auf Pollen [1]. Damit ist Heuschnupfen die häufigste allergische Erkrankung. Die Symptome reichen von Niesen, laufender Nase, juckenden Augen bis hin zu Müdigkeit und gestörtem Schlaf. Die Beschwerden können die Arbeitsleistung und die Lebensqualität erheblich einschränken [3]. Unbehandelt steigt zudem das Risiko, später Asthma bronchiale zu entwickeln [4].

Zur Behandlung werden häufig Arzneimittel, sogenannte Antihistaminika, eingesetzt. Diese reduzieren zwar die Beschwerden, können aber auch zu einer störenden Müdigkeit führen. Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist die allergenspezifische Immuntherapie – eine eher aufwändige Behandlung, die nicht immer langfristig wirksam ist [5]. Dies sind mögliche Gründe, weshalb Personen mit Heuschnupfen nach ergänzenden Therapien suchen.

Hier könnte ein anthroposophisches Arzneimittel mit einem Zitronen- und Quittenextrakt helfen. Das Arzneimittel wird bei Heuschnupfen oder anderen allergischen Erkrankungen der Atemwege entweder als Nasenspray oder als Injektion unter die Haut angewendet. Die Wirksamkeit und Sicherheit des Arzneimittels wurden in mehreren klinischen Studien untersucht.

Studienergebnisse

Forschende der Universitäten Freiburg und Bern haben in einer randomisierten kontrollierten Cross-over-Studie getestet, ob die Gabe des Arzneimittels bei Personen mit Heuschnupfen wirksamer ist als ein Scheinmedikament (Placebo) [6]. Die 41 Teilnehmenden der Studie erhielten entweder zuerst eine Woche lang den Nasenspray mit dem Zitronen-Quittenextrakt und anschliessend eine Woche lang einen Nasenspray ohne Wirkstoff (Placebo) oder umgekehrt. Es zeigte sich, dass diejenigen, die das Arzneimittel erhielten, besser durch die Nase atmen konnten als jene, die das Placebo erhalten hatten. Dies konnte objektiv mit einem Test gemessen werden. Die subjektiven Heuschnupfen-Symptome wie z.B. verstopfte oder laufende Nase waren mit dem Arzneimittel ebenfalls etwas geringer, jedoch war dieser Unterschied statistisch nicht bedeutsam. Der Nasenspray mit dem Arzneimittel wurde von allen Teilnehmenden gut vertragen.

In einer weiteren Studie berichteten Forschende, dass das anthroposophische Arzneimittel als Nasenspray schnell wirkte und keine unerwünschten Nebenwirkungen verursachte [7]. In der Beobachtungsstudie wurden ÄrztInnen befragt, die den Nasenspray bei Personen mit Heuschnupfen getestet haben. Sie baten insgesamt 140 Teilnehmende, den Nasenspray über zwei Wochen zu nutzen. Die Teilnehmenden gaben danach an, dass ihre Nase weniger verstopft war, sie weniger niesen mussten und auch das Jucken nachliess. Fast alle bemerkten innerhalb der ersten zwei Tage eine Verbesserung, und einige berichteten bereits nach 20 Minuten von einer Wirkung. Keine der Teilnehmenden hatte unerwünschte Reaktionen auf den Nasenspray. Daraus schlussfolgerten die ÄrztInnen, dass der Nasenspray wirksam und gut verträglich ist.

Eine weitere Forschungsgruppe aus den Niederlanden verglich in einer randomisierten, kontrollierten Studie das anthroposophische Arzneimittel als Nasenspray mit den Injektionen unter die Haut[8]. Zur Bewertung nahmen die Forschenden Blutproben und befragten die Teilnehmenden vor und nach der Behandlung. Die 23 Teilnehmenden erhielten entweder zwei Injektionen pro Woche oder verwendeten täglich den Nasenspray. Nach sechs Wochen zeigte sich, dass beide Behandlungen die Symptome verbesserten. Die Injektionen linderten die morgendlichen Beschwerden etwas stärker als der Nasenspray es tat. In beiden Gruppen reduzierten sich die entzündungsfördernden Stoffe im Blut, und die entzündungshemmenden Stoffe erhöhten sich. Insgesamt vertrugen die Teilnehmenden den Nasenspray etwas besser als die Injektionen. Sechs der 23 Teilnehmenden berichteten über Nebenwirkungen, die meist als leicht oder mässig eingestuft wurden und nach kurzer Zeit wieder verschwanden.

Kommentar

Die AutorInnen der Studien führen die positiven Effekte des anthroposophischen Arzneimittels bei Heuschnupfen auf bestimmte Inhaltsstoffe von Zitrone und Quitte zurück. Diese sind dafür bekannt, Allergien und Entzündungen zu lindern. In In-vitro-Studien fand man, dass der Zitronen-Quittenextrakt zwei wichtige Prozesse bei Allergien verlangsamt [9, 10]. Erstens verhindert der Extrakt, dass der Körper Histamin freisetzt – ein Stoff, der bei einer allergischen Reaktion die typischen Symptome wie Niesen oder Juckreiz auslöst. Zweitens verändert der Extrakt die Signalwege im Immunsystem und beeinflusst dadurch die Produktion entzündungsfördernder Stoffe. Er hemmt einerseits die Aktivierung von Zellen, die Informationen weiterleiten, und andererseits die chemischen Reaktionen, die normalerweise eine verstärkte Immunreaktion auslösen. Dadurch reduziert das Arzneimittel die Schwere und Dauer allergischer Reaktionen.

Die vorliegenden Studienergebnisse deuten darauf hin, dass das anthroposophische Arzneimittel eine wertvolle Ergänzung zur Behandlung von Allergien darstellt. Durch die Kombination von traditionellem Wissen mit moderner wissenschaftlicher Forschung bietet das Arzneimittel eine natürliche, effektive und gut verträgliche Option für Menschen, die unter allergischen Symptomen leiden.

Angesichts der positiven Ergebnisse wäre es wertvoll, die Wirksamkeit des Arzneimittels in weiteren randomisierten kontrollierten Studien zu prüfen. Zum Beispiel wäre es sinnvoll zu untersuchen, wie sich das Arzneimittel im Vergleich zu und in Kombination mit konventionellen Arzneimitteln wie Antihistaminika und Kortison verhält. Dadurch könnte geprüft werden, ob durch die Kombination die Dosis konventioneller Arzneimitteln und damit auch deren Nebenwirkungen reduziert werden können.

Fazit

Das anthroposophische Arzneimittel mit Zitronen- und Quittenextrakt zeigte in klinischen Studien und Beobachtungsstudien eine wirksame Reduktion der Heuschnupfenbeschwerden. Damit bietet es eine weitere Möglichkeit zur Behandlung von Heuschnupfen, insbesondere für Personen, die eine natürliche und gut verträgliche Behandlung wünschen.

Link zu den Studien:

• Hoffmann A, et al. (2016): https://doi.org/10.1002/ptr.5649
• Rother C, et al. (2008): https://doi.org/10.1016/j.kim.2008.07.024
• Baars EW, et al. (2011):  https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.5402/2011/836051
• Gründemann C, et al. (2008): https://doi.org/10.1016/j.phymed.2010.11.016

Referenzen

1. Aha! Allergiezentrum Schweiz. Allergie, Asthma und Hauterkrankungen – Prävalenzzahlen. Bern: aha! Allergiezentrum Schweiz; 2023 (Zugriff 17. Juli 2024). https://www.aha.ch/userfiles/files/praevalenz/aha-praevalenzzahlen.pdf
2. Meltzer EO, Bukstein DA. The economic impact of allergic rhinitis and current guidelines for treatment. Annals of Allergy, Asthma & Immunology. 2011;106(2):12-6.
3. Brożek J L, et al. Allergic Rhinitis and its Impact on Asthma (ARIA) guidelines-2016 revision. Journal of Allergy and Clinical Immunology. 2017;140(4):950-8.
4. Raulf M, Werfel T. S2k-Leitlinie spezifische Allergen-Immuntherapie bei IgE-vermittelten allergischen Erkrankungen. Allergologie. 2022;45(9):643-702.
5. Hoffmann A, Klein SD, Gründemann C, Garcia‐Käufer M, Wolf U, Huber R. Efficacy of a Nasal Spray from Citrus limon and Cydonia oblonga for the Treatment of Hay Fever Symptoms - A Randomized, Placebo Controlled Cross‐Over Study. Phytotherapy research. 2016;30(9):1481-6.
6. Rother C. Untersuchung zur Ermittlung des Anwendungsnutzens von Weleda heuschnupfenspray unter besonderer Berücksichtigung der Wirkungsdynamik - Ergebnisse einer prospektiven Beobachtungsstudie. Komplementäre und integrative Medizin. 2008;49(10):43-8.
7. Baars EW, Jong M, Nierop AF, Boers I, Savelkoul HF. Citrus/cydonia compositum subcutaneous injections versus nasal spray for seasonal allergic rhinitis: a randomized controlled trial on efficacy and safety. International Scholarly Research Notices, ISRN Allergy. 2011;2011:1-11.
8. Gründemann C, Papagiannopoulos M, Lamy E, Mersch-Sundermann V, Huber R. Immunomodulatory properties of a lemon-quince preparation (Gencydo®) as an indicator of anti-allergic potency. Phytomedicine. 2011;18(8-9)760-8.
9. Huber R, Stintzing FC, Briemle D, Beckmann C, Meyer U, Gründemann C. In vitro antiallergic effects of aqueous fermented preparations from Citrus and Cydonia fruits. Planta medica. 2011;334-40.