Kapuzinerkresse und Meerrettich bei Bronchitis

Ein pflanzliches Mittel reduziert Beschwerden einer akuten Bronchitis

Auf einen Blick

  • Eine akute Bronchitis mit Husten und Atemnot kann sehr unangenehm sein.
  • Zur Linderung der Beschwerden bietet die Pflanzenheilkunde mehrere pflanzliche Präparate.
  • Mit dem pflanzlichen Präparat ANGOCIN® Anti-Infekt N aus Kapuzinerkresse und Meerrettichwurzel verbesserten sich die Bronchitis-Beschwerden innerhalb einer Woche stärker als mit Placebo.
  • Unklar bleibt, ob die Verbesserungen der Bronchitis-Beschwerden auch von den PatientInnen spürbar sind und ob diese sich in objektiven Kriterien, wie Entzündungswerten, nachweisen lassen.

Hintergrund

Eine akute Bronchitis ist einer der häufigsten Gründe für eine ärztliche Sprechstunde, besonders in den Winter- und Herbstmonaten. Typische Beschwerden sind Husten mit Auswurf, Brustschmerzen und Atemnot. Die Ursache ist meistens eine Virusinfektion, seltener eine bakterielle Infektion. Halten die Beschwerden für mehr als drei Monate an, spricht man von einer chronischen Bronchitis. Davon sind, zusammen mit anderen Atemwegserkrankungen, in der Schweiz ungefähr 218‘000 Personen betroffen [1].

Ziel der Behandlung einer akuten Bronchitis ist es, die Beschwerden zu reduzieren. Dafür werden oft Medikamente verschrieben, die den Husten dämpfen (Antitussiva) oder den Schleim lösen (Mukolytika). Im Bereich der Pflanzenheilkunde, auch Phytotherapie genannt, bewähren sich seit einiger Zeit bestimmte Mittel. Klinische Studien zeigen, dass Präparate aus Thymian oder Efeublättern die Beschwerden einer akuten Bronchitis mindern [3, 4]. Es wird angenommen, dass diese Pflanzen entzündungshemmend, antibakteriell und antiviral wirken.

Auch Kapuzinerkresse und Meerrettichwurzel besitzen entzündungshemmende und antibakterielle Eigenschaften, wie in Laborstudien nachgewiesen wurde [5, 6]. Bei Personen mit einer akuten Bronchitis verbesserten sich die Beschwerden deutlich mit einem Präparat aus Kapuzinerkresse und Meerrettichwurzel [7]. Jedoch ist die Aussagekraft dieser Studie wegen des schwachen Studiendesigns eingeschränkt. So wurde zum Beispiel als Vergleichsgruppe kein Placebo verwendet und keine genauen Kriterien für die Studienteilnahme festgelegt. Eine weitere Studie soll deshalb klären, ob das pflanzliche Präparat wirksam und sicher ist.

Ziel der Studie

Die Studie untersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit des pflanzlichen Präparats ANGOCIN® Anti-Infekt N, bestehend aus Kapuzinerkresse und Meerrettichwurzel, in der Behandlung einer akuten Bronchitis.

Ablauf der Studie

An der Studie nahmen 384 Personen mit einer akuten Bronchitis (nicht länger als zwei Tage) teil. Personen mit einer chronischen Bronchitis oder anderen Atemwegserkrankungen wurden ausgeschlossen. Im Schnitt waren die Teilnehmenden 38 Jahre alt, und zwei Drittel von ihnen waren Frauen. Die Teilnehmenden bekamen zufällig für zehn Tage entweder ANGOCIN® Anti-Infekt N oder ein Placebo.

Um die Wirksamkeit der Behandlung zu beurteilen, sollten die Teilnehmenden am ersten, dritten, siebten und zehnten Tag einen Fragebogen ausfüllen. Darin mussten sie angeben, wie stark folgende Beschwerden waren: Hustenanfälle, Schleimproduktion, Brustschmerzen, Schmerzen beim Husten, Rasselgeräusche und Atemnot. Am Ende der Studie wurden mögliche Nebenwirkungen erfasst.

Ergebnisse

  • Die Behandlung mit dem pflanzlichen Präparat aus Kapuzinerkresse und Meerrettichpulver führte zu einem stärkeren Rückgang der Bronchitis-Beschwerden im Vergleich zur Placebo-Behandlung.
  • Zwischen Studienbeginn und dem siebten Tag nahmen die Beschwerden bei Personen mit dem pflanzlichen Präparat im Schnitt um vier Punkte ab (auf einer Skala von null bis 20). In der Vergleichsgruppe verbesserten sich die Beschwerden um drei Punkte. Dieser Unterschied war statistisch bedeutsam.
  • In beiden Gruppen berichtete einer von zehn Teilnehmenden über leichte bis moderate Nebenwirkungen. Am häufigsten waren Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden. Bei Personen mit dem pflanzlichen Präparat konnten weniger als 14% der Nebenwirkungen wahrscheinlich dem Mittel zugeschrieben werden.

Kommentar

Die gefundenen Ergebnisse bestätigen frühere Studienergebnisse zur Wirksamkeit von Kapuzinerkresse und Meerrettich bei akuter Bronchitis [7,8]. Die AutorInnen erklären sich die Effekte durch die antibakterielle, entzündungshemmende und immunregulierende Wirkung der Senföle, die im Kraut der Kapuzinerkresse und in der Wurzel von Meerrettich enthalten sind [5].

Die Ergebnisse zur Sicherheit von ANGOCIN® Anti-Infekt N zeigen, dass das pflanzliche Präparat sehr selten zu Nebenwirkungen führt und deshalb von den AutorInnen als sicher eingestuft wird. Das Präparat ist in der Schweiz als Arzneimittel zugelassen. Die Kosten werden in der Regel von der Krankenkasse übernommen, sofern ärztlich verordnet.

Eine akute Bronchitis im Rahmen eines Infekts klingt bei gesunden Erwachsenen in der Regel auch ohne medikamentöse Behandlung ab. In den S3-Leitlinien zur Behandlung von akutem Husten wird darauf hingewiesen, dass eine Überversorgung möglichst zu vermeiden und der nicht nutzengerechte Medikamentenverbrauch bei banalen Atemwegsinfekten zu senken ist [2]. Dennoch wünschen sich einige PatientInnen eine wirksame und sichere Behandlung. Für einige Betroffene ist es hilfreich, selbst aktiv zu werden. Insbesondere zu Beginn einer akuten Bronchitis, wenn die Beschwerden sehr unangenehm sind, bevorzugen es einige PatientInnen selbst etwas gegen ihre Beschwerden tun zu können.

Stärken und Schwächen der Studie

Eine Stärke der vorliegenden Studien ist das gewählte Studiendesign. Eine randomisierte Placebo-kontrollierte Doppelblindstudie entspricht dem aktuellen Goldstandard zur Prüfung der Wirksamkeit einer Behandlung. Die Teilnehmenden wissen dabei nicht, ob sie das Mittel oder ein Placebo erhalten. Damit können die gefundenen Effekte direkt auf das pflanzliche Präparat zurückgeführt werden. Auch wurde die Studie an mehreren Kliniken durchgeführt, was zu einem breiteren Spektrum an PatientInnen führt. Ausserdem wurden die Bronchitis-Beschwerden mit standardisierten Fragebögen erfasst.

Umgekehrt kann die Interpretation der Ergebnisse dadurch eingeschränkt sein, als dass die Bronchitis-Beschwerden auf einer subjektiven Einschätzung beruhen. Die AutorInnen schreiben, dass sie auch objektive Kriterien, wie Blutproben, erfasst haben. Jedoch werden die Ergebnisse hierzu nicht ausführlich beschrieben. Offen bleibt auch, ob die statistisch bedeutsame Besserung der Beschwerden mit dem pflanzlichen Präparat tatsächlich von den PatientInnen spürbar, also klinisch relevant ist.

Fazit

Die Studie deutet darauf hin, dass das pflanzliche Präparat ANGOCIN® Anti-Infekt N akute Bronchitis-Beschwerden stärker reduziert als ein Placebo. Damit steht Betroffenen eine wirksame und sichere Behandlung aus dem Bereich der Phytotherapie zur Verfügung.

Link zur Studie: https://doi.org/10.1016/j.phymed.2023.154838
Erstautor & Veröffentlichung: U. Albrecht, 2023

Referenzen

  1. Bundesamt für Statistik (BfS). Krankheiten und gesundheitliche Probleme (1 von 2). Bfs; 2023 (Zugriff: 25.07.2024). https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/gesundheit/gesundheitszustand/krankheiten.assetdetail.28725141.html   
  2. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Akuter und Chronischer Husten S3-Leitlinie. DEGAM, 2021 (Zugriff 25.07.2024). https://register.awmf.org/assets/guidelines/053-013l_S3_akuter-und-chronischer-Husten_2022-01.pdf
  3. Gruenwald J, Graubaum HJ, Busch R. Evaluation of the non-inferiority of a fixed combination of thyme fluid- and primrose root extract in comparison to a fixed combination of thyme fluid extract and primrose root tincture in patients with acute bronchitis. Arzneimittelforschung 2006;56:574–81.
  4. Sierocinski E, Holzinger F, Chenot JF. Ivy leaf (Hedera helix) for acute upper respiratory tract infections: an updated systematic review. European Journal of Clinical Pharmacology 2021;77:1113–22.
  5. Eichel V, Schüller A, Biehler K, et al. Antimicrobial effects of mustard oil-containing plants against oral pathogens: an in vitro study. BMC Complementary Medicine and Therapies  2020;20(1):1-7.
  6. Tran HTT, M´arton M-R, Herz C, et al. Nasturtium (Indian cress, Tropaeolum majus nanum) dually blocks the COX and LOX pathway in primary human immune cells. Phytomedicine Int J Phytother Phytopharm 2016;23:611–20.
  7. Goos KH, Albrecht U, Schneider B. Efficacy and safety profile of a herbal drug containing nasturtium herb and horseradish root in acute sinusitis, acute bronchitis and acute urinary tract infection in comparison with other treatments in the daily practice/results of a prospective cohort. Arzneimittelforschung 2006;56:249–257.
  8. Fintelmann V, Albrecht U, Schmitz G, Schnitker J. Efficacy and safety of a combination herbal medicinal product containing Tropaeoli majoris herba and Armoraciae rusticanae radix for the prophylactic treatment of patients with respiratory tract diseases: a randomised, prospective, double-blind, placebo-controlled phase III trial. Current Medical Research and Opinion 2012;28:1799–807.